Ein Jahr sind 12 Monate. 365 Tage. 8760 Stunden. 525600 Minuten. Eine lange Zeit. Eine Zeit, in der man vieles schaffen kann. Aber nicht muss. Während ich das schreibe, schreit mein kleiner Sohn. Keine 2 Monate alt. Ich lege ihn mir auf die Brust. Und suche eine Position, in der ich trotzdem weiter schreiben kann. 2012 war ein ereignisreiches Jahr.
Zwischen Weihnachten und Neujahr ist es in unserer Gesellschaft Brauch, Resumée zu ziehen für das ablaufende Jahr und sich Ziele für das kommende Jahr zu setzen. Es ist ein fortwährender Mechanismus der Soll/Ist-Abfrage, des Zielsetzungskreislaufes, der Selbstreflexion. Medial wird das unterstützt von Jahresrückblicken und -ausblicken. (Mein Sohn spuckt mir gerade meinen Kapuzen-Pullover voll.) Bevor es dann ab Januar wieder für Viele ins Hamsterrad geht. Ich will mich zwar nur eingeschränkt an diesem Zurück- und Nachvornesehen beteiligen, will es mir – und Dir, lieber Leser, – aber auch nicht ganz ersparen. Dafür erspar ich uns allen aber Verlinkungen im Artikel.
Viel Bewegung war für mich in 2012. Vor allem auch privat. Ich bin an sich Niemand, der Ruhe und Kontinuität gut ertragen kann. Der Wechsel ist das entscheidende Element des persönlichen Wachstums. Aber soviel Wechsel wie in 2012 hatte ich privat lange nicht. (Ich versuche meinen eingeschlafenen Junior mal auf die Couch zu legen, um besser tippen zu können.) Es ist ein typisch menschliches Problem, dass wir beim Nachdenken über Ereignisse nur diejenigen stark erinnern, die a) kurz zurückliegen und b) wirklich groß waren. Dementsprechend überdeckt die Geburt unseres Sohnes Linus alles andere. Es ist eine überraschende, überwältigende, überglückliche, übernächtigende, überfordernde, alles überschlagende Erfahrung, die meine Frau und ich da momentan machen. Wir haben Leben erschaffen. Und dann auch noch so Süßes. Und so Lautes. Es ist einfach toll.
Vorausgegangen war ein Renoviermarathon. Dankenswerterweise bezahlt von unseren Vermietern. Küche neu. Bad neu. Gespräche mit Handwerkern. Neue Fliesen. Neue Wände. Neue Wanne. Neue Dusche. Das dauert. Zwei Wochen waren geplant. Es wurden vier. Ohne Wasser oder Heizung. Gut, dass unter uns ebenfalls Familie wohnt, wo wir dann duschen konnte. Und dass wir eine Woche davon auf der Weltskeptikerkonferenz (WSCO) in Berlin waren. Die WSCO war ein Erfolg. Viele alte Bekannte und Freunde getroffen, neue kennengelernt, Ray Hyman interviewt, Bericht für wissenrockt.de geschrieben, mich über Orgafeinheiten geärgert. Danach immer noch zwei Wochen ohne Wasser. Dafür überall Staub. Feinstofflichster Staub. Der überall eindrang. Feinstofflichkeit ist nicht meins.
Dann alles raus. Und wieder rein. Im Wohnzimmer und Arbeits- jetzt Kinderzimmer. Und im Flur. (Schnell ins Bad den Trockner anstellen, während der Kleine eingenickt ist.) Neue Schränke, neue Couch, neue Möbel, Kindermöbel. Kinder-irgendwas waren sowieso das Shoppingmonstrum des Jahres. Wer glaubt, eine Hochzeit würde mit unnötigem, aber teurem Zeug überhäuft, der sieht sich beim Herannahen eines Kindes unter Konsummöglichkeiten begraben. Die Auswahl des Kinderwagens dauerte länger als die meines Autos. Toll: die Unterstützung von Freunden, Bekannten und Familie. Irgendwann nervig: die Reduzierung auf das Thema Schwangerschaft – jetzt: Kind.
Bin auch nicht mehr bei BILD. Aber den Kollegen immer noch sehr verbunden. Schreibe jetzt für ruhrgestalten und TOP-Magazin und habe mit Alexa ‚Hoaxmistress‘ Waschkau ein Buch über Geisterjagd auf den Weg gebracht, das 2013 erscheint. Und ich habe Erich von Däniken interviewt – zusammen mit Jennifer Eichler. Die wiederum kannte ich übers Podcasting, genauer über den „PottCast“. Meine persönliche halb berufliche Entdeckung war dieses Jahr das Podcasting. Während ich 2011 hier und da mal Interviewgast in Podcasts war, bin ich nun selbst Teil von drei solchen Formaten: dem PottCast, dem PsychoTalk und dem BartoCast.
Der BartoCast brachte mir auch die Bezeichnung als „Deutschlands unverstandenster Podcaster“ ein. Zurecht. Ich versteh mich da einfach selbst nicht. Aber machte am 21.12. eine Weltuntergangsgala. Die hat echt gerockt. Sechs Stunden lang. Der längste Podcast ever – aus unserer ganzen Wohnung.
Aber auch Fernsehen war dies Jahr für mich angesagt. Hier und da im WDR zu verschiedenen Themen. Und bei Gottschalk zum Thema „Parapsychologie-TÜV“. Tolle Erfahrung. Gerne wieder. Und irgendwann forsche ich dann echt an parapsychologischen Phänomenen. Freue mich da, nebem dem Geisterbuch, auch auf Fachartikel die in 2013 wohl erscheinen werden. Gemeinsam mit meiner Praktikantin Angie. Möchte ich übrigens nicht missen aus 2012: meine Praktikantinnen Angie und Nadine. Sind nicht nur hilfreiche Geister, sondern haben mich auch mit Vorschlägen zu Büroorga, Terminplanung und sogar Diagnoseanregungen Neues dazu lernen lassen. Auch wenn’s ja eigentlich andersherum sein sollte.
Meist geführte Diskussionen in 2012:
Sind religiöse Beschneidungen bei Babys OK? Sind die Honorare für freie Journalisten fair? Ist man ein schlechter Mensch, weil man für BILD arbeitet? Meine Antwort war stets: Nein. Meist nicht mehrheitsfähig. Habe kein Problem damit exklusive Minderheit zu sein. Ebenso wie ich es akzeptiere, wenn Menschen mit meiner Ironie nicht klar kommen. Oder mit der Frage wen ich zu welchem Thema wie interviewe. So wie Alexa bzw. Alexander fürs Skeptoskop.
Einige meiner Gespräche und Interviews werden in 2013 in Buchform nachlesbar sein. Vielleicht werden sie dann ja Pflichtlektüre im Deutschunterricht. An Waldorfschulen. Oder so. Vielleicht ja in Berlin, wohin es so viele gute Kolleginnen und Kollegen verschlagen hat. Und mich dann auch zeitweise. Rekord: 3mal in sechs Wochen. Verrückt. Ebenso wie Ulm. Da wurde ich aber nicht ausgebuht, wie bei Radio Fritz. In Ulm gab’s ’n schönen Science Slam. Dem werde ich in 2013 auch treu bleiben. Zunächst in Marburg. Erster Ausflug mit Frau und Kind.
Was bleiben wird aus 2012 ist defintiv mein Rauchen. Gebe ich nicht auf. Ebenso wenig wie ab und an Alkohol. Bis uns Beides von Gutmenschen aus Berlin, Brüssel oder Düsseldorf verboten wird. Ganz groß im allgemeinen Politikkurs ist weiterhin der Eingriff in persönliche Freiheit – aus politisch korrekten und insbesondere gesundheitlichen Gründen. Die Angst vor unberechenbaren Nonkonformisten schweißt da Rechte und Linke zusammen – und die Mitte bricht konsequent weg.
Die Türkei ist immer noch kein Teil der EU – zu Unrecht. Ebenso wie sich Assad in Syrien hält. Weil der Westen statt einzuschreiten über Ägypten jammert. Äh, wie bin ich hier hin gekommen? Ach ja, Science Slam. Durfte ich in Bonn als Coach beim SchülerSlam begleiten. Tolles Format. Hoffentlich mehr davon in 2013. Elfenbeintürme abreissen bevor sie überhaupt gebaut werden.
Skandalös in 2012: der Papst verschüttet Fanta auf seinem Dienstkittel. Und wird deswegen grantig. So wie ich bei der ein oder anderen Sitzung des Geburtsvorbereitungskurses. Ratzinger hätte es wohl „sancta simplicitas“ genannt. War aber trotzdem gut. Oder so. Macht man halt. Mann auch. Heutzutage. Ebenso wie bei der Geburt dabei sein. Da kannst Du dann zwar nicht wirklich etwas tun, aber so tun, als würdest du es wirklich können. Hab ich gemacht. War gut.
Weiter wird’s natürlich für mich auch mit Jugendhilfe gehen. (Warum hat der jetzt im Schlaf kurz geschrien, geweint und schläft jetzt selig weiter?) Und Vorträgen. Und Supervisionen. Jede Facette meiner Tätigkeit ist der Ausgleich zu einer anderen Facette.
Mein Vorsatz für 2013? Faulen und Gierigen öfter zu sagen: „Du bist ein schlechter Mensch.“ Und dann zu lächeln. Und sie konstarniert stehen zu lassen… Plus: GEMA zerschlagen.
Guten Rutsch!
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