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Zwischen Wahrsagerei und Wahrheit

01.08.2011 | 0 Kommentare

Im „verkabelten Haus“ half ich SternTV dabei, zu beleuchten, wie eigentlich Hellseherei und esoterische Lebensberatung funktioniert. Ein Lockvogel führte dabei jeweils ein mehr als eine Stunde langes Gespräch – währenddessen konnte ich in einem Nebenraum alles beobachten und kommentieren.

Irgendwie seltsam: keiner der (angeblich) übersinnlich Begabten merkte, dass die Geschichte unserer Strohfrau nicht stimmte, geschweige denn, dass wir jeden Schritt beobachteten und filmten.

Für all die, die den Beitrag im Fernsehen verpasst haben, oder einfach nochmal ein paar Infos wollen, beantworte ich hier die wichtigsten Fragen zum Thema „Hellseherei“.

Wer noch weitere Fragen hat, Hilfe braucht oder sonstwas loswerden will, ist eingeladen dies hier oder unter diesem Text zu tun. Ich freu mich natürlich auch übers flattern und facebooken!

1) Wie funktioniert Wahrsagerei?

Vereinfacht gesprochen kann man sagen, dass Wahrsagerei auf alltäglichen Fehlern unserer Wahrnehmung basiert. Die lassen uns die Aussagen von Hellsehern konkreter und zutreffender erscheinen als sie eigentlich sind. Dazu kommt die gute Beobachtungsgabe vieler Wahrsager.  Ausserdem funktioniert unsere Erinnerung so, dass wir uns besser an die Aussagen erinnern die stimmen oder zu stimmen scheinen, als an die, die daneben lagen.

2) Was hat das denn mit diesem Cold bzw. Hot Reading auf sich?

Naja, das ist das, was ich mit der Beobachtungsgabe meinte. Aus Verhalten, aus der Kleidung, aus dem Namen und aus vielen anderen Kleinigkeiten kann man Details über eine fremde Person heraus“lesen“, deswegen „Reading“. Und „Cold“ („kalt“), weil ich keine Vorinformationen habe. Wir kennen das von Sherlock Holmes – das ganze hat also nix mit Magie oder so zu tun. Wenn jemand dann gezielt Infos zu einer Person gesucht hat, z.B. Im internet, dann heisst das ganze Hot Reading.

3) Und dieser Barnum-Effekt?

Barnum war ein Zirkus-Chef, der mit reißerischen und vagen Aussagen die Menschen in sein Zelt lockte. Und genau so funktionieren auch die Vorhersagen vieler Hellseher. Keiner von Ihnen sagt: “ Am 13. November triffst Du im Café deinen neuen Freund. Der hatte übrigens denselben Abischnitt wie Du!“ sondern statt dessen sind es eher Aussagen a la: „Ich sehe im Herbst einen Mann in Dein Leben treten!“ Sowas ist aber so vieldeutig, dass es zutreffen muss, es sei denn, man begibt sich alleine auf die Wanderung in der Sahara (wovon ich abrate).

4) Wieso treten die Vorhersagen dann aber doch ein?

Nochmal: viele der Vorhersage sind so vage und allgemein, dass es eher unwahrscheinlich wäre, würden sie nicht eintreten. Dazu kommen die so genannten „selbsterfüllenden Prophezeiungen„: wenn ich fest mit etwas rechne, ist es gut denkbar, dass ich mich so verhalte, dass es auch tatsächlich eintritt. Beispiel: Glauben alle Bankkunden, dass eine Bank pleite geht und heben deswegen alle ihre Einzahlungen ab, geht die Bank wirklich bankrott (deswegen muss man übrigens das Abheben hoher Geldmengen anmelden und abwarten).

Einen Blick in die Zukunft würden gerne viele einmal werfen! Foto: privat

5) Wenn man das so hört, konnte man meinen, dass alle Wahrsager Betrüger sind. ist das so?

Ich glaube Nein. Klar können auch unter Wahrsagern geldgierige und skrupellose Gesellen sei. Öfter erlebe ich aber, dass die Hellseher ebenso Opfer von Fehlwahrnehmungen sind wie die, die bei Ihnen Rat suchen. So kriegen Wahrsager meist nur die Fälle mit, in denen Sie richtig lagen und überschätzen so ihre Trefferquote.

6) Wo kann ich mich noch über Wahrsagerei und sowas informieren?

Da möchte ich vor allem zweierlei empfehlen: zum einen Homepage und
Blog der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) – der deutschsprachigen Skeptikervereinigung. Zum anderen die Seite von Michael Kunkel, der seit Jahren die Vorhersagen von Wahrsagern prüft.

 

OK, ich hoffe das Thema ein wenig beleuchtet zu haben. Wie immer gilt: im Zweifel für den Zweifel!

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