Gerade in der Weihnachtszeit haben wir den Wunsch, Gutes zu tun. Bei Einigen hält dieser Wunsch über die Festtage hinaus, und vereinzelt sogar ein ganzes Leben lang an. Damit verbindet sich eine Frage, die einfach klingt, jedoch recht knifflig werden kann: Wann ist eine Handlung überhaupt „gut“?
Viele kluge Menschen haben sich diese Frage gestellt und versucht zu beantworten (vor allem wenn sie Ethik- und Moralphilosophen waren). Diese Antworten sind aber leider oft ebenso verwirrend, wie die Gedankengänge dahinter (ja vor allem bei diesen Philosophen). Mir persönlich gefallen dabei drei Ansätze, die ich hier kurz und ohne Benennung konkreter Philosophen benenne:
1) Eine Handlung ist gut, wenn die dahinter stehende Absicht gut ist. Wer ein Fremdwort braucht, darf diese Ansicht „
deontologisch“ nennen. Entscheidend ist dabei nicht, ob die aus der Absicht folgende Tat auch tatsächlich zu einem guten Ergebnis führt. Es geht vielmehr darum, ob der Handelnde ein positives Ergebnis erzielen will. Dabei sollte er mit sich selbst im Reinen sein, d.h. solche Handlungen vornehmen, deren Anwendung er auch für sich selbst für gerechtfertigt hielte.
2) Eine Handlung ist gut, wenn ihr Ergebnis gut und nützlich ist. Auch hier darf ein Fremdwort benutzt werden: „utilitaristisch„. Dabei ist unerheblich, ob die handelnde Person ein positives Ergebnis angestrebt hat. Eine Tat ist umso besser, je mehr Individuen sie nützt. Was für Niemanden einen guten Effekt hat, oder gar schadet, kann somit keine gute Tat sein.
3) Festgelegte Regeln zur Begutachtung gibt es nicht. „Gut“ ist, was letztlich der Freiheit dient. Lust auf ein schlau klingendes Wort für diese Ansicht? „
Existenzialistisch“ trifft es wohl am besten. Hier glaubt man, dass jede Situation einmalig ist. Zwar versuchen wir Ähnlichkeiten auszumachen, doch sind diese oberflächlich. Wenn es keine gleichen Situationen gibt, macht ein allgemeiner Ethikkodex wenig Sinn. Das Wichtigste für den Menschen sei aber Freiheit.
All diese Ausführungen treffen nur näherungsweise die komplexen Gedanken von Philosophen. Das ist mir bewusst. Und vielleicht hab ich in der Kürze des Platzes sogar Einiges ein wenig verhauen. Aber das nehm ich hier mal in Kauf. Viel interessanter finde ich, dass diese verschiedenen Ideen vom „Guten“ zwar zur selben Bewertung einer Tat führen können, aber nicht müssen.
Stellen wir uns einen Sozialarbeiter vor, der in einer Erziehungsberatungsstelle arbeitet. Berät dieser ein Elternpaar, weil ihm das Wohlergehen der Familie am Herzen liegt, und gibt er umsetzbare Ratschläge, die den Eltern eine positive Erziehung des Kindes ermöglichen, so ist seine Handlung nach allen drei Maßstäben „gut“ zu nennen. Ebenso einfach ist das Ganze bei Jemanden, der aus Habgier einen anderen Menschen tötet. Dreimal das Kriterien verfehlt: eindeutig schlecht. So weit, so gut.
Viel öfter – und damit spannender – sind die Fälle, bei denen der Sachverhalt nicht so eindeutig liegt. Gut gemeint, aber schlecht gemacht. Böse Absicht gehabt und dabei zufällig Gutes erzeugt. Da wird es kompliziert. Und letztendlich muss man sich dann für eine Prioritätenliste entscheiden, wenn man seinen Alltag ethisch durchstrukturieren will.
Gute Absichten können zu schlimmen Taten führen (Quelle: burge5k / Flickr / CC-BY-SA)
Meine persönliche Lösung: die Taten eines Menschen sind entscheidend.
Denn innere Motive sind letztlich nicht beobachtbar und somit direkter Erkenntnis nicht zugängig. Ausserdem ist mir jemand lieber, der aus den falschen Motiven Gutes tut als jemand der mit den besten Absichten Schlimmes anrichtet. Wieso?
Zum Einen: Einem Ertrinkenden ist zunächst egal, warum ihm ein Rettungsring zugeworfen wird. Zum Anderen: Alle Systeme, die dem Menschen über Gebühr schaden, benennen subjektiv positive Werte als handlungstragend. Das betrifft klassische Diktaturen ebenso wie die Bürokratur der Political Correctness, bei der dem Einzelnen im Name guter Absichten seine persönlichen Freiheiten eingeschränkt und abgesprochen werden.
Ich bin also für eine Betrachtung der Taten zur Beurteilung der Menschen. Dabei ist für mich im zweiten Schritt eine Tat gut, wenn sie niemanden in seiner Freiheit beschneidet bzw. idealerweise Freiheit vermehrt. Die Gedanken sind dabei frei und auch mir sinnlos erscheinende Ideen toleriere ich, sofern niemand versucht diese Anderen missionarisch aufzudrücken.
Unterstützung finde ich für meine Herangehensweise im psychologischen Phänomen der Dissonanzreduktion: Üben Menschen bestimmte Handlungen aus (auch ohne innere Überzeugung), so werden diese auf Dauer ihre Einstellungen verändern.
Und wenn jeder nur bei sich und seinen Handlungen bliebe und prüfte, ob diese anderen helfen, in Freiheit zu leben, wären wir einen Riesenschritt weiter. Vielleicht ist dies ein illusorischer Wunsch – aber der sei mir zu Weihnachten gegönnt!
Und so wünsche ich entspannte Feiertage und ein gutes Neues Jahr!
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