Der Besuch von Papst Benedikt XVI polarisierte in der letzten Woche die Deutschen. Fast in Vergessenheit geriet dabei, dass sich am 28. September zum 33.mal der Tod von Papst Johannes Paul I. jährt. Bis heute geben die Umstände seines Ablebens Anlass zu wilden Spekulationen. Und natürlich auch Verschwörungstheorien.
Worum geht’s?
Am 6. August 1978 starb Paul VI. Das folgende Konklave – die Versammlung der Kardinäle zur Papstwahl – fand am 26. August 1978 statt; wahlberechtigt waren erstmals nur die 111 Kardinäle, die jünger als 80 Jahre waren. Nach nur einem Tag wurde Albino Luciani zum neuen Papst gewähl. Der war zu diesem Zeitpunnkt 66 Jahre alt, zuvor Patriarch von Venedig und kam aus einfachen Verhältnissen. Er wählte den Papstnamen Johannes Paul I., der erste päpstliche Doppelname in der Geschichte, Zeichen der Kontinuität gegenüber den Päpsten Johannes XXIII. und Paul VI.. Im Zentrum dabei das 2. Vatikanische Konzil und die damit verbundene Erneuerung der Kirche. Folgerichtige lehnte Johannes Paul I. den Pluralis majestatis sowie die Papstkrönung mit Tiara ab.
Wie ein Dieb in der Nacht
Nach einem Pontifikat von 33 Tagen starb Johannes Paul I. in der Nacht vom 28. zum 29. September 1978. In offziellen Verlautbarungen war davon die Rede, der Tod sei „wie ein Dieb in der Nacht“ gekommen. Eine Obduktion des Leichnams fand, auf Wunsch seiner Familie wie des Vatikans, nicht statt. Nach Angaben des Vatikan sei der Tote gegen fünf Uhr morgens, von der Vorsteherin des päpstlichen Haushaltes, im Bett seines Schlafzimmers aufgesetzt, lächelnd und mit einer Druckschrift in den Händen aufgefunden worden. Der Todeszeitpunkt wurde auf 23 Uhr am 28. September geschätzt, wobei als Todesursache ein Herzinfarkt angegeben wurde.
Man ist sich nicht immer grün im Vatikan – im Gegensatz zu St. Patrick Foto: privat
Die Verschwörungstheorie
Bekanntester Autor der von einer Ermordung von Papst Johannes Pauls I. ausgeht, ist David Yallop, der in seinem Buch „Im Namen Gottes?“ darstellt, dass der Papst vergiftet worden sei. Entscheidende Indizien seien unterschiedliche Versionen zum Gesundheitszustand des Papstes, widersprüchliche Schilderungen der näheren Todesumstände, die schnelle Präparation des Leichnams sowie die Weigerung des Vatikans eine Autopsie durchführen zu lassen.
Hintergrund sei zum einen das Bestreben des Papstes gewesen korrupte Machenschaften der Vatikanbank aufdecken und beseitigen zu wollen, in die auch die italienische Mafia bzw. indirekt die 1976 aus der Freimaurerei ausgeschlossene Loge Propaganda Due (P2), unter Führung von Licio Gelli, verwickelt gewesen sei. Mit diesen Betrügereien sei Luciani als Patriarch von Venedig in Berührung gekommen. Diese hätten in direktem Zusammenhang mit der Affäre um die Banco Ambrosiano und dem Selbstmord des Bankiers Roberto Calvi gestanden. Mitverschwörer sollen Paul Marcinkus (Direktor der Vatikanbank), John Cody (Erzbischof von Chicago), Jean-Marie Villot (Kardinalsstaatssekretär) sowie der Bankier Michele Sindona gewesen sein.
Zudem habe Johannes Paul I. eine wesentlich liberalere Kirchenpolitik vertreten, als allgemein angenommen wird, so habe er bspw. die Verhütung für Katholiken für rechtens erklären wollen.
Bekanntheit und Verbreitung der Theorie
David Yallop schreibt weiterhin kirchenkritische Bücher, viele über die Verbindungen von Mafia und Vatikanbank. Andere Autoren folgten seiner Argumentation hinsichtlich einer Ermordung von Johannes Paul I., mehrfach wurden jedoch Hauptstränge seiner Behauptungen zum Tathergang als äußerst unwahrscheinlich entlarvt. In meiner Dissertation zum Thema „Verschwörungstheoren“ nahm ich als eine von 95 Theorien die Theorie „Papst Johannes Paul I. – der 1978 für 33 Tage Papst war – wurde ermordet.“ auf.
Dabei zeigt sich eine mittlere Bekanntheit von 46% bei 1143 Befragten. Allerdings wird der These von der Ermordung überdurchschnittlich stark zugestimmt. Durchschnittlich wird einer Verschwörungstheorie zu knapp 27% zugestimmt, bei der Papst-Mordtheorie liegt dieser Wert jedoch bei fast 41% (413 Antworten)! Woran liegt das? Gut möglich, dass das gesamte intransparente und anachronistische Vatikansystem den Menschen suspekt und verdächtig erscheint. Dafür spricht, dass sogar 47% der Befragten glauben, dass der Vatikan eng mit Mafia verflochten ist und 45% glauben, dass der Vatikan eine „Päpstin Johanna“ vertuscht, was übrigens definitiv falsch ist!
Den Satanisten kann man übrigens die Schuld für diese Einschätzung des heiligen Stuhls nicht in die Schuhe schieben, denn gerade mal 9% glauben die Theorie, nach der Satanisten die katholische Kirche lenken. Das Problem ist scheinbar hausgemacht. Was bleibt zu tun?
Sinnvoll für den Vatikan wäre sicherlich eine gute Imagekampagne…
oder zeitgemäßere Politik!
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