Auch online eskalieren Konflitke stets nach einem bestimmten Schema. Sechs einfache Verhaltensregeln können da helfen, sich seinen Seelenfrieden zu bewahren. Denn ganz ohne Internet geht es heute nicht mehr.
Als ich mich eingehender mit der Frage des Umgangstons im Internet beschäftigte, musste ich an Chubby Checkers „Limbo Rock“ denken. Da findet sich die Textzeile „How low can you go?“ und in der Tat versuchen sich zunehmend Menschen in Mailinglisten und Sozialnetzwerken wie Facebook gegenseitig darin zu unterbieten wie tief das Niveau sinken kann. Zynische Kommentare sind da noch das harmloseste was man findet.
Immer öfter hört man die Fragen: „Wieso geht das online so ab? Was kann ich machen um mich (oder meine Kinder) zu schützen?“ Und allzu oft wird diese Frage mit Beleidigung in bester Spielplatzmanier („Selber!“) oder dem kompletten Rückzug aus dem virtuellen Raum beantwortet („Internet brauch ich ja eh höchstens zum Googlen oder Mailabrufen“). Beide Reaktionen sind verständlich, aber wenig hilfreich.
Phasen eines Konflikts
Unsere Gesellschaft ist mittlerweile tief in Online-Welt verwoben; das wissen wir nicht erst seit den Aufständen in Tunesien oder Ägypten. Dementsprechend ist es wichtig sich im Web ebenso selbstverständlich zu bewegen wie in der Welt außerhalb (die sog. „reale Welt“). Egal ob on- oder offline gilt, dass menschliche Konflikte in drei Phasen eskalieren:
1. Phase: beide Seiten sind bemüht einen Vorteil aus einem Konflikt zu ziehen und diesen einvernehmlich zu lösen (win-/win- Situation)
2. Phase: eine Seite will ihren Kopf durchsetzen und als Sieger hervorgehen – im Mittelpunkt steht der eigene Erfolg (win-/lose- Situation)
3. Phase: der eigene Erfolg kann nicht mehr erreicht werden – Ziel ist nun die Vernichtung des Gegners.
Im Internet begünstigen verschiedene Faktoren einen Sprung in Phase 3, insbesondere in Mailinglisten und Foren ist das zu beobachten. Wozu ich hier rate sind Gelassenheit und Ruhe.
Meine Verhaltensvorschläge:
1. Weisen Sie beschreibend darauf hin, was Sie verletzt hat oder Ihnen unsachlich erscheint. Das ist besser als einfach zurück zu schießen. Jeder hat die Chance verdient, sein Verhalten korrigieren zu können.
2. Bevor Sie sich selbst zu einer entgleisenden Antwort hinreißen lassen: Schlafen Sie eine Nacht darüber und zeigen Sie einem unbeteiligten, ehrlichen Dritten den Gesprächsverlauf. Oft werden einzelne Wörter überinterpretiert. Und das Internet kann immer einen Tag warten.
3. Wenden Sie sich an den Listenadmin und fragen Sie nach wie dieser das Verhalten beurteilt. Er ist im Zweifelsfall der Schiedsrichter, der Verwarnungen und Platzverweise aussprechen kann.
4. Weisen Sie offen darauf hin, dass Sie die Kommunikation beenden, wenn sich die Wortwahl nicht ändert. Sie selbst bestimmen, wo Sie sich im Internet aufhalten und nicht die Personen, die Sie provozieren wollen.
5. Ersparen Sie sich das Lesen weiterer Kommentare, wenn Sie die Kommunikation beendet haben.
6. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Bei Beleidigungen, Verleumdungen oder Bedrohungen sollten Sie ruhig den Gang zum Rechtsanwalt antreten.
Was ich Eltern rate finden in einem Kurzinterview mit Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen vom 31.01.11. Herrvoragende Elterntipps, auch zum Problem des Cybermobbing, finden Sie zudem auf klicksafe.
Der amerikanische Philosoph William James merkte an: „Aus vielen Worten entspringt ebensoviel Gelegenheit zum Missverständnis.“
Dies gilt im Internet vielleicht noch mehr als im direkten Kontakt, da Mimik und Gestik nicht beobachtet werden können. Es sollte uns gelassener machen, sich einzugestehen, dass Missverständnisse immer zwei Seiten haben können und es meine persönliche Freiheit ist, mich mit einer Meinung nicht (weiter) auseinander setzen zu wollen. Die virtuelle Welt aber zu verteufeln, da einige ihrer Bewohner sich nicht zu verhalten wissen, würde uns – der Mehrheit – Unrecht tun, die sich sehr wohl zu verhalten weiß!
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