Ein Zeitgleiter in die frühen 90er erfreut mich – und eine ganze Generation. Oder: David Hasselhoff ist wieder auf Tour.
Ja, ich weiß: man sollte sich mit keiner Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten!
Aber wie schwierig ist das bei einem Mann, der
1989 die Mauer mit zu Fall brachte und dessen Comeback-Tour zusammenfällt mit dem Aufbegehren der Demokraten in der arabischen Welt (sicherlich kein Zufall)?
Und wenn dieser Mann nicht nur mich, sondern auch meine Freunde und mit uns eine ganze Generation geprägt hat, dann wird es Zeit für eine Hommage und keine Reportage.
David Hasselhoff ist wieder auf Tour – nach 18 Jahren. Er ist nicht mehr der Jüngste, die Sechzig rückt näher und mittlerweile stehen selbst seine Töchter auf der Bühne. Er hatte es nicht leicht in den letzten Jahren: Alkoholprobleme hatten ihn schon immer begleitet, dann gab es das unselige
Burger-Video – der tiefe Fall eines Weltstars, festgehalten in einem Homevideo, von der Tochter aus Verzweiflung veröffentlicht.
Kann so jemand wieder den Weg nach oben schaffen?
Ich sage Ja! Nicht „vielleicht“, nicht „kann sein“, sondern ganz klar „Ja“. Und das Konzert gestern in Oberhausen gab mir Recht. Schon vor der Halle unglaubliche Szenen. Die Leutchen im Durchschnitt Anfang Dreißig, und vernarrt in ihren David, einige sogar aus dem 400 km entfernten Thüringen.
Vor dem Einlass: K.I.T.T. – mein Traum von einem Auto. Gemeinsam mit David die Bastion des Guten. Das habe ich nie vergessen. Und auch nicht das Versprechen, das mir die beiden gegeben haben. Ich bin überwältigt: Gesänge wie im Fußballstadion – „Ein Hasselhoff, es gibt nur einen Hasselhoff“ und immer wieder „Du“ – ist zwar von Maffay, aber, hey, wer will heute Abend kleinlich sein?
Die Stimmung ist ausgelassen, schnell duzt man sich mit all den Anderen, ein echtes „Wir-Gefühl“ entsteht.
Und plötzlich steht David auf der Bühne. Ja, er ist älter geworden. Ja, seine Show ist immer noch sehr 80er. Und ja, die neuen Songs sind Lückenfüller seiner Klassiker. Na und? Gemeinsam mit Tausenden Anderen feiere ich „The Hoff“ – singe alle Lieder lautstark mit und hüpfe sogar, wie zuletzt bei
Life of Agony.
Drei Stunden voller Erinnerungen, voller Freude, voller Partystimmung, voller Gemeinsamkeit.
Auffällig im Publikum: viele Menschen mit Behinderung sind dabei, feiern selbstverständlich mit, reihen sich in die spontanen Polonaisen ein. Ob Lady Gaga ähnlich Menschen zusammenführen kann? Ich glaube nicht.
Für mich ist es eine Zeitreise. Von meinem
ersten Kuss bis hin zum Grölen nach meiner letzten
Diplom-Prüfung und natürlich darf der Song zum Fall der Mauer nicht fehlen – er singt
ihn dreimal! Wer waren doch gleich diese Scorpions? Arrogante Rocker? The Hoff ist das Gegenteil. Er feiert mit uns gemeinsam eine riesige Fete. Reist mit uns zurück in eine Zeit der einfachen Antworten und klaren Frontverläufe.
Ich folge seinem Versprechen, bis heute – und mit mir viele Andere,
es gibt Halt in einer Welt der Relativität: One man can make a difference!
Danke David!
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