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Mach mal keinen Stress!

26.02.2011 | 0 Kommentare

Stressvorsorge, Stressbewältigung, Stresserkrankungen – das hat doch alles mit der Arbeit zu tun. Dies ist ein weit verbreitetes Vorurteil – gerne wird dann auf das „Burn-Out“-Syndrom verwiesen, das als Ausdruck einer schönen neuen Arbeitswelt erscheint (vgl. Themenschwerpunkt im
Spiegel). Natürlich gibt es bei Erwachsenen oft eine Verknüpfung von Beruf und Stress – und doch: auch Kinder und Jugendliche können unter Stressfolgen leiden.

Traurige Statistik

In zunehmenden Maße zeigen junge Menschen körperliche Symptome, die mit Stress zusammenhängen. So hat sich die Anzahl der Kinder die über unbestimmte Kopfschmerzen, Übelkeit oder Herzrasen berichten in den letzten Jahren stark erhöht. Ein Schlaglicht auf die aktuelle Situation bietet eine Forsa-Statistik, entstanden durch Befragung von 651 Eltern, deren Kinder mindestens selten Anzeichen von Schulstressfaktoren zeigen.

Quelle: Statista.de

Ein auf den ersten Blick düsteres Bild. Mehr als die Hälfte der Kinder sind in Folge von Stress unkonzentriert oder klagen über Kopf- und Bauchschmerzen. Doch gibt es auch hier ein „Gutes im Schlechten“: Stressreaktionen sind nicht pathologisch, sprich nicht jedes unkonzentrierte Kind muss psychisch oder körperlich krank sein. Und: Unkonzentriertheit muss nicht zwangsläufig ein Ausdruck von
ADHS (hyperkinetische Störung) sein. Es kann also hinreichend sein, wenn man an der Stellschraube „Stressempfinden“ dreht!

Lazarus-Stressmodell

Doch woher kommt der Stress? Der Psychologe Richard Lazarus erarbeitete hierzu ein bis heute akzeptiertes
Modell. Sehr wichtig ist dabei der Aspekt, dass Stress nie automatisch aus einer Situation resultiert. Stress entsteht statt dessen wenn ich befürchte, ein für mich wichtiges Problem nicht lösen zu können. Negative Gedanken und geringes Selbstwertvertrauen zusammen mit (vermeintlichen) Scheitererfahrungen können hier einen Teufelskreis bilden, der (anfangs) weniger mit der Situation als mit der Wahrnehmung derselben zu tun hat.

Solche Situationen sind bei Grundschulkindern typischerweise Klassenarbeiten und Hausaufgaben, später kommen dann Probleme mit dem anderen Geschlecht hinzu. Eltern fällt es oft schwer, sich vorzustellen, wie existentiell bedrohend bspw. die Klassenarbeit als Stresssituation sein kann.

Studien zeigen außerdem, dass die „Stundenpläne der Freizeit“ immer voller werden: Gitarrenunterricht, Schwimmen, Reiten, Fußball, Klavier, Verwandte besuchen, … füllen die Kalender der Kinder und geben keine Zeit zum Durchatmen, Entspannen, Spass haben, Dampf ablassen. Hier ist zwar vieles gut gemeint – kann jedoch leider das Gegenteil bewirken.

Stress-Trainings

An der Fähigkeit mit Stress umzugehen kann man arbeiten.

Verschiedene Krankenkassen, wie die
TK oder AOK, bieten Stressbewältigungstrainings an, die speziell auf die Bedarfe von
Kindern und
Jugendlichen zugeschnitten sind. Dort wird vermittelt, wie man Situationen weniger belastend wahrnehmen kann, was angemessene Strategien zum Umgang mit Stress sind, und welche Techniken zur Entspannung es gibt.

Wichtig ist festzuhalten, dass Stressbewältigung oder -prävention mehr ist als die reine Anwendung einer der vielen Entspannungsverfahren: ein gutes Training arbeitet immer auch an der Auflösung von stressbehafteten Situationen, gibt Hilfestellung beim Vermeiden von Stress und schärft die eigene Wahrnehmung für ungünstige Rahmenbedingungen.

Gerade in einer immer schnelllebigeren Welt sollten wir versuchen, unseren Kindern zu helfen möglichst gut mit Stress umzugehen, so dass sie vielleicht zu der Erkenntnis gelangen, die der Friedensnobelpreisträger Mahatma Ghandi so formulierte:

„Es gibt Wichtigeres im Leben, als beständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen.“

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